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DAILY BRIEFING
William Stern

Guten Morgen <<Vorname>>

Gestern wurde die neuste Verkehrsunfallstatistik des Kantons Zürich veröffentlicht – für Velofahrer:innen ist das Dokument keine leichte Kost.
448 Unfälle mit Velos wurden letztes Jahr in der Stadt gezählt – so viele wie noch nie. Dazu kommen 177 Unfälle mit E-Bikes – auch das ein neuer Rekord. Insgesamt verloren acht Menschen 2022 im Strassenverkehr in Zürich das Leben: Eine Velofahrerin und sieben Fussgänger:innen, darunter ein Kind auf dem Schulweg.

«Es sind noch nie so viele Velofahrende im Stadtverkehr verunfallt wie letztes Jahr», sagt Wernher Brucks, Leiter Verkehrssicherheit in der Dienstabteilung Verkehr, gegenüber dem Tages-Anzeiger. Die höheren Unfallzahlen seien auf den zunehmenden Veloverkehr zurückzuführen, heisst es in der Medienmitteilung der Stadt. Dieser wurde durch das velofreundliche Wetter begünstigt. Während die Zahl der Leichtverletzten im Veloverkehr von 312 auf 408 gestiegen ist, gab es bei den Schwerverletzten im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme: von 56 auf 39. 

Für Brucks steht fest: «Bei den Velofahrern besteht der grösste Handlungsbedarf.» Als Sofortmassnahme sollen die Ampel-Halteflächen für Velos vergrössert werden, damit die Gefahr von Rechtsabbiege-Unfällen mit Autos verringert wird, wie die NZZ schreibt. Zudem sollen Velofahrer:innen in Zukunft an Ampeln vermehrt vor Autofahrer:innen Grün erhalten. Schliesslich erhofft sich die Stadt auch durch die Schaffung weiterer Velovorzugsrouten eine Zunahme der Sicherheit im Veloverkehr. 

Bild: Tsri.ch

Zürich prüft Viertagewoche

Leben wir, um zu arbeiten? Oder arbeiten wir, um zu leben? Für Anna Graff und David Garcia Nuñez ist klar: Letzteres ist der Fall. Der AL-Politiker und die SP-Politikerin weibelten gestern im Gemeinderat für einen Pilotversuch in der Stadtverwaltung, bei der die Viertagewoche geprüft werden soll.

Mit der Viertagewoche würden die Arbeitsbedingungen verbessert und die Gleichstellung vorangetrieben, zeigten sich Graff und Garcia Nuñez überzeugt. Gerade in den sogenannten systemrelevanten Berufen gebe es dringend Änderungsbedarf: «Die chronisch erschöpften und gesundheitlich gefährdeten Angestellten brauchen mehr als eine Pflästerlipolitik», sagte Garcia Nuñez. «Wer, wenn nicht die reiche Stadt Zürich, kann sich so etwas leisten?»

Wie der Tages-Anzeiger schreibt, richtet sich das Experiment an Personen, die im Schichtbetrieb arbeiten, konkret in der Pflege, der Reinigung, bei der Stapo oder der VBZ.

Wenig begeistert über das Anliegen zeigte sich der Stadtrat. Er honorierte zwar die Bemühungen um bessere Arbeitsbedingungen, warnte aber vor höheren Kosten. 1100 bis 1500 neue Vollzeitstellen seien nötig, um die wegfallenden Arbeitsstunden zu kompensieren, so die Rechnung der Regierung.

Geradezu erbost zeigte sich die Ratsrechte: In welcher Blase man auf Seiten der Linken eigentlich lebe, fragte Martin Götzl (SVP), wobei es sich aller Wahrscheinlichkeit um eine rhetorische Frage handelte. Für Johann Widmer (SVP) handelte es sich um einen «frechen Vorstoss» des linken Polit-Establishments. 

Allem rechten Unmut zum Trotz: Der Vorstoss von linksgrün wurde mit 60 zu 57 Stimmen knapp angenommen.

Google streicht Stellen

Über Google haben wir in diesem Briefing schon ein paar Mal geschrieben. Dabei ging es entweder um das scheinbar unaufhörliche Wachstum des Tech-Riesen in Zürich, oder aber um das katzbucklige Verhalten der Zürcher Regierung gegenüber Google. Nun bekommt die Fassade des Pingpongtisch-Arbeitgebers weiter Risse: Gemäss übereinstimmenden Medienberichten entlässt Google in Zürich rund 250 Mitarbeiter:innen, ein Fünftel der gesamten Belegschaft.

An der Europaallee demonstrierten gestern Vormittag circa 500 Angestellte gegen den Entscheid der Unternehmensleitung. Google sei sehr profitabel, es sei finanziell nicht nötig, Mitarbeiter zu entlassen, sagte ein Software-Entwickler gegenüber der Tagesschau. Auf den Vorschlag von gut der Hälfte der Angestellten, ihre Pensen zu kürzen, um Entlassungen zu vermeiden, ist Google nicht eingegangen.

Google hat bereits vor zwei Monaten erklärt, weltweit 12'000 Stellen streichen zu wollen. Der Stellen-Kahlschlag ist Teil einer globalen Entlassungswelle im Tech-Sektor, auch Meta, Microsoft und andere Tech-Unternehmen haben bereits in grossem Stil Entlassungen verkündet. Insgesamt sollen seit Anfang Jahr 100'000 Personen ihren Job verloren haben. 

Protest gegen den Stellenabbau vor dem Google Campus an der Europaallee (Bild: Screenshot SRF)

Bild: arthouse.ch

Uto-Kino

Ende Februar wurde bekannt, dass das Uto-Kino seine Tore schliessen muss. Die Eigentümerin der Liegenschaft, PK Rück, gab bekannt, das Haus im Frühling 2024 sanieren zu wollen. Ein Kino scheint nach dem Umbau nicht mehr ins Konzept zu passen. Stattdessen soll ein Museum oder ein Escape Room einziehen.

Ich habe mich immer darüber gewundert, dass das Ende des Uto-Kinos scheinbar so gleichgültig hingenommen wird. Kein wehmütiger Abgesang, keine nostalgische Rückschau, dabei ist das 1927 als Arbeiterkino gegründete Uto nicht nur das älteste, sondern auch mit Abstand das schönste Kino in der Stadt. Das unheimliche Relief an der Fassade, die riesigen Neon-Buchstaben, die geheimnisvolle Empore: Hier trübt kein neumodischer Schnickschnack das Filmerlebnis.

Umso erfreuter war ich, als ich gestern den Link zur Petition «Rettet das Uto-Kino!» gesehen habe. Innerhalb eines Tages kamen bereits mehr als 1000 Unterschriften zustande, 2000 sind das Ziel. Hier kannst du unterschreiben.
  • Zürcher Trams für die Ukraine: Acht alte Tram 2000 wurden gestern in Zürich auf die Schiene verladen. Das Ziel: Die ukrainische Stadt Winnyzja. 27 weitere sollen bald folgen. Schon vor dem Krieg schickte die Stadt ausrangierte Trams in die Ukraine, mit dem Überfall Russlands wurde der Transport unterbrochen. Mehr dazu in der NZZ.
     
  • Felsbrocken auf Uetliberg-Weg: In der Nacht auf Mittwoch stürzten mehrere grosse Felsbrocken auf den Wanderweg vor der Aussichtsplattform, vermutlich infolge des starken Niederschlags, wie der Tages-Anzeiger berichtet. 
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  • Lions siegen beim Playoff-Auftakt: Die ZSC Lions besiegen den HC Davos im ersten Viertelfinal-Duell mit 4:1. Die Tore für die Zürcher erzielen Kukan, Baltisberger, Texier und Lammiko. SRF hat die Highlights der Partie.
     
  • Im freien Fall: Die Aktie der krisengeschüttelten Credit Suisse stürzte gestern regelrecht ab. Minus 24 Prozent lautete das Ergebnis bei Börsenschluss. Die Nationalbank hat angekündigt, der CS bei Bedarf finanziell unter die Arme zu greifen. Mehr zum Thema bei SRF.

 

Tipp für den Samstag: Velobörse Helvetiaplatz 

Auf die Plätze, fertig, Velo: Am Samstag lädt Pro Velo Zürich zur ersten Velobörse der Saison. Komm vorbei und hol dir den Flitzer deiner Wahl. Auf dem Platz stehen Stadtvelos, Rennräder, E-Bikes und viele andere Velos mehr: Veloannahme von 8 bis 10 Uhr, Verkaufszeiten von 9 bis 15 Uhr auf dem Helvetiaplatz. Börsenregeln für Kauf und Verkauf sowie Tipps und Vorteile für Mitglieder findest du auf der Website von Pro Velo Zürich.

Mehr Infos zur Velobörse


Bezahlte Partnerschaft mit Pro Velo Zürich
Vamos!
William
PS: Für jedes Jahr erstellt Tsüri.ch einen Businessplan mit Zielen. Darin steht beispielsweise die Anzahl Member, die wir brauchen, damit wir dieses sehr beliebte morgendliche Züri Briefing finanzieren können. Damit wir weiterhin auf Kurs sind, müssen im März noch 67 Menschen eine Mitgliedschaft lösen. Dafür bleiben noch gut zwei Wochen Zeit. Ist heute der Tag, an dem du Unterstützer:in von Tsüri.ch wirst?
Jahrelang verstiess ich, ohne es zu wissen, gegen die Strassenverkehrsegeln. Beim Halt an einem Rotlicht muss mindestens ein Fuss zwingend auf den Boden gestellt werden. Trackstand, das Balancieren auf dem Rad, ist somit nicht erlaubt. Mehr nützliches Wissen zu den Velo-Regeln im Strassenverkehr findest du in diesem Tagi-Quiz.
Heute auf Tsüri.ch: «Antidepressiva – und die Angst vor dem Absetzen»

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